Person sitzt auf einem Steg an einem Bergsee

Gut erholen – besser leben

Haben Sie auch schon eine Smart Watch, die Ihnen sagt, ob Sie heute noch ein paar Schritte gehen sollten, um Ihr Ziel zu erreichen? Selbstoptimierung ist gerade schwer im Trend. Dabei geht es um die Erhöhung der eigenen Produktivität und um das Verfolgen von Zielen für die Fitness oder andere Lebensbereiche. Das Problem für unser Gehirn dabei ist: Es braucht Pause. Mehr Pause, als wir ihm in der immer schneller sich drehenden Welt gönnen wollen. Auch dann, wenn der Körper nicht perfekt gestählt ist und auch dann, wenn nach einem vollen Arbeitstag das Sofa lockt, statt der Trainingseinheit. Als zusätzlicher Belastungsfaktor wirkt die psychische Beanspruchung durch hohe Ansforderungen im Beruf, in der Familie oder durch eine angespannte finanzielle Situation.

Junge Frau im Sportdress sitzt auf Steg an einem See

Wir haben in den Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte gut gelernt, wie wir mit körperlichen Belastungen umgehen können und uns davon erholen. Psychische Belastungen aber sind ein neueres Problem, das sich immer mehr verschärft bzw. immer weitere Teile der westlichen Bevölkerung betrifft. Nach der Arbeit dreht sich das Gedankenkarussell unaufhörlich weiter, die geistige Ruhe will nicht eintreten. Stattdessen schleppen sich unausgeschlafene, immer erschöpftere Menschen am folgenden Tag wieder zur Arbeit. Die Spirale dreht sich immer weiter und führt letztlich zu Diagnosen wie Burnout. Was kann man dem entgegensetzen?

US-amerikanische Forscher beschäftigen sich mittlerweile nicht mehr nur mit den negativen Folgen traumatischer Erlebnisse, sondern sie versuchen auch herauszufinden, welche Faktoren uns positiv beeinflussen, was uns glücklich, leistungsfähig und gesund erhält. Wer also dem erlebten Stressgefühl oder der allgemeinen Erschöpfung den Kampf ansagen will, der kann sich auf die folgenden Ergebnisse der Forschung stützen.

Ein Hoch auf die alten Werte

Die Forscher stellen z.B. fest, dass unsere Großeltern viele Tugenden hochhielten, die Menschen automatisch glücklicher und in Balance hielten. Wer beispielsweise in seinem Tun einen Sinn sieht, ist zufriedener. Auch dann, wenn es sich bei der Tätigkeit um eine eher unbeliebte Aufgabe handelt, wird sie als zufriedenstellend wahrgenommen und ist schon allein dadurch weniger belastend für die Seele. Menschen in der Alten- oder Krankenpflege sind allgemein einer hohen Belastung, sowohl körperlich als auch psychisch, ausgesetzt. Sehen sie ihre Arbeit aber als einen sinnvollen Dienst an der Gemeinschaft an und fühlen sich dadurch gebraucht, sind sie trotz eher durchschnittlicher Vergütung glücklicher als ein Top-Manager eines gut situierten Konzerns.

Außerdem ist es äußerst ratsam, dankbar zu sein für alles, was wir geleistet haben und mit einer gewissen Milde auf die Vergangenheit zu blicken. Die Erfahrungen allein machen uns weder glücklich, noch unglücklich, sondern es sind die damit verbundenen Bewertungen. Für viele Bereiche aus der eigenen Vergangenheit ist man selbst verantwortlich. Wer sich in der Rückschau als erfolgreich betrachten kann, der bewertet sich selbst auch jetzt als Person positiv. Das Gute daran ist: Sie müssen nicht die Zeit zurückdrehen und Ihre Vergangenheit ändern, sondern nur Ihren Blick darauf. Für das Dankbarkeitserleben müssen Sie außerdem gar nichts zusätzliches leisten. Sie haben bereits alles getan, um sich das Dankbarsein zu verdienen.

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wer viele Freunde und Kontakte hat, fühlt sich mehr als Teil der Gesellschaft und ist dadurch geerdeter. Der Stresspegel wird durch viele Sozialkontakte tatsächlich messbar gesenkt. Auch wenn die untersuchten Personen also der gleichen Belastung durch Beruf und Familie ausgesetzt sind, erleben sie durch häufige Treffen mit Freunden ihr Leben als entspannter.

Entspannung führt zu mehr Leistungsfähigkeit

So paradox es klingt: Nur durch genügend Erholungsphasen können Sie langfristig Leistung bringen und körperlich wie geistig gesund bleiben. Genau wie im Leistungssport gehören neben den Phasen der Anspannung und Belastung auch Phasen der Erholung zum Leben. Je länger und größer die Belastung war, desto länger muss auch die Entspannung danach sein. Nach einem aufreibenden Tag ist es nicht möglich, zu Hause mit dem Mantel auch die Nervosität oder das Stressgefühl abzulegen. Gönnen Sie sich durch wiederkehrende Rituale, Meditation oder Achtsamkeistübungen kleine Inseln der Entspannung im Alltag. Traumreisen, ein Yoga-Kurs oder Saunabesuche können die gewünschte Wirkung erzielen. Für die Lösung von wiederkehrenden Gedanken eignen sich Entspannungstechniken wie die progressive Muskelentspannung oder autogenes Training. Eine saubere, aufgeräumte Wohnung, wenn möglich sogar mit einer leeren Ecke oder Wand, wirkt kleine Wunder, denn die Wohnung ist das Abbild der Seele. Entsorgen Sie, wenn nötig, Blockaden, die Ihre Wohnumgebung stören. Die äußere Reinigung Ihrer persönlichen Räume bewirkt eine größere innere Ruhe und Zufriedenheit.

Auch körperliche Betätigung kann zu einer geistigen Entspannung führen, denn das Gehirn reagiert auf gleichförmige, wiederkehrende Bewegungen mit einer Erhöhung der Verarbeitungsprozesse. Stress wird also abgebaut und es werden Hormone ausgeschüttet, die Sie glücklich machen. Die Bewegungen bei Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen werden durch das Kleinhirn koordiniert, während im Großhirn das große Aufräumprogramm durchgeführt wird.

Es ist wichtig, dass Sie sich um sich selbst kümmern, egal für welche Entspannungsmethoden Sie sich entscheiden. Das muss nicht teuer sein, das muss nicht viel Aufwand bedeuten. Finden Sie einfach nach und nach heraus, was Ihnen zu einer besseren Work-Life-Balance verhilft.